Virtuelle Krabbelstube

Ohne Insekten keine Bestäubung. Ohne Bestäubung keine Lebensmittel.

Es ist bekannt, was für eine zentrale Rolle Insekten für intakte Ökosysteme und das gesamte Leben auf der Erde spielen. Nicht umsonst soll schon Albert Einstein 1949 gesagt haben:

„Wenn die Biene einmal von der Erde verschwindet, hat der Mensch nur noch vier Jahre zu leben. Keine Bienen mehr, keine Bestäubung mehr, keine Pflanzen mehr, keine Tiere mehr, keine Menschen mehr. “

Zitat Albert Einstein, 1949

Käfer

Käfer

Heuschrecken

Heuschrecken

Fliegen

Fliegen

Bienen, Hummeln, Wespen, Hornissen

Bienen, Hummeln, Wespen, Hornissen

Ameisen

Ameisen

Schmetterlinge und Libellen

Schmetterlinge und Libellen

Insekten stehen an entscheidenden Schaltstellen in der Natur. Sie bestäuben, kontrollieren Schädlinge und bilden die Nahrungsgrundlage für andere Tierarten darunter viele gefährdete Arten. Beispielsweise bilden für 40 Prozent der in Österreich stark gefährdeten oder vom Aussterben bedrohten Vogelarten Insekten den Hauptbestandteil der Nahrung. Zu den Bestäubern zählen nicht nur (Wild-)Bienen und Hummeln, sondern auch Schmetterlinge, Motten und Wespen.

Insekten kommen im Boden, Wasser und der Luft vor: 40.000 Arten gibt es in Österreich. Darunter beispielsweise circa 10.000 Fliegen, Mücken und auch 354 endemische (nur hiervorkommende) Arten. Insekten leisten einen bedeutenden wirtschaftlichen Beitrag, unter anderem in der Bestäubung und Schädlingsbekämpfung. Insekten können aber auch als Schädlinge in der Land- und Forstwirtschaft zu Ernteausfällen führen oder Krankheiten übertragen.

Der Wert der Bienen wird gerade versuchsweise in Zahlen erfasst. Der wirtschaftliche Wert der Bestäubungsleistung der Bienen für die Landwirtschaft wird für Europa auf 65 Milliarden Euro jährlich geschätzt, für Österreich auf 525 Millionen und weltweit auf 100-200 Milliarden Euro. Ein Drittel der weltweiten Nahrungsproduktion hängt direkt oder indirekt von der Arbeit der Bienen ab. Sie sind somit nach Rind und Schwein das drittwichtigste Nutztier!

Das „Große Krabbeln und Flattern“

Das „Große Krabbeln und Flattern“ draußen in der Natur wird mehr und mehr Geschichte. Wurden Insekten vor noch gar nicht langer Zeit von einem großen Teil der Menschen als lästige Quälgeister und bestenfalls die Schmetterlinge als schön aber doch nutzlos angesehen, so dreht sich dieses Bild gerade grundlegend. Die Menschheit weint mit wachsender Intensität der Vielfalt und genauso der Vielzahl der früheren Insektenbestände bereits immer lauter nach. Mittlerweile gibt es Studien, in denen eine Abnahme von 30 % bei der Anzahl in 25 Jahren festgestellt haben. Für Deutschland wurde in einer groß angelegten Untersuchung erhoben, dass in den vergangenen 27 Jahren die Gesamtmasse um 75 % abgenommen hat.
Und auch bei uns hat man als Autofahrer:in den Eindruck, als ob vor 30 Jahren noch viel mehr an Insekten an Windschutzscheiben und Kühlergrill geklebt haben.

 

 

 

Bild: Bienen

Für den Rückgang gibt es mehrere Gründe

  • Lebensraumverlust im Zuge der Intensivierung der Landwirtschaft (Kommassierung!)
  • Fragmentierung (Zerstückelung) von Lebensräumen, keine Verbindung mehr aufgrund fehlender Trittsteinbiotope: Dies isoliert Populationen und vermindert die genetische Vielfalt und somit die Resilienz (also die Fähigkeit der Anpassung an neue Gegebenheiten)
  • Einsatz von Insektenschutzmittel in der Landwirtschaft aber auch in Privatgärten
  • Veränderungen der Umweltbedingungen im Zuge des Klimawandels: Kälteliebende Arten weichen in höhere Lagen aus (so dies möglich ist), wärmeliebende Arten, häufig Neobiota (also eigentlich gebietsfremde Arten) rücken nach und besetzen freiwerdende ökologische Nischen – mit vielen Folgen für die Ökosysteme, da sich dadurch Bausteine der Nahrungspyramide ändern.
  • Einschleppung von Parasiten / Krankheiten wie die amerikanische Faulbrut oder die Varroamilbe bei Bienen

Es gibt allerdings auch einige positive Entwicklung der letzten Jahre

  • Immer bessere ökologische Zustände von Fließgewässern: Einerseits wurden Kläranlagen gebaut, welche die Wasserqualität verbessern, zum Anderen gibt es immer wieder Rückbauten von Flüssen zu naturnahen Gewässern
  • Verbesserung der Luftgüte durch stärkere Umweltschutzauflagen
  • Verbot von bestimmten Insektenschutzmittel
  • Zunahme des Biolandbaues
  • Vorgeschriebene Schaffung von Ausgleichsflächen in der Landwirtschaft

Eine umfangreiche wissenschaftliche Studio zum Status quo der Insektenpopulation in Österreich gibt es hier:
https://www.umweltbundesamt.at/fileadmin/site/publikationen/rep0739.pdf

Einen Überblick über in unser aller Gärten vorkommenden Insekten mit schönen Fotos gibt es hier:
http://www.fauna-garten.at/

Alles Jammern wird jedoch nichts nutzen

Alles Jammern wird jedoch nichts nutzen, wenn keine Handlungen folgen. Es geht um die Wiederbelebung des Großen Krabbelns und Flatterns. Denn so, wie der Rückgang der Insektenpopulationen viele Gründe hat, können viele kleine Maßnahmen auf allen Ebenen helfen, den Rückgang zu stoppen.

Jede/r Einzelne kann in seiner Umgebung insektenfreundliche Maßnahmen setzen: Gärten nicht in grüne Wüsten verwandeln (kurzer Rasen ist ökologisch wertlos!) sondern wilde Ecken sowie Beikräuter zulassen, Komposthaufen anlegen und Insektenhotels anbieten sowie unbedingt auf Spritzmittel verzichten. Auf keinen Fall Blumenerde mit Torf verwenden, da bei dessen Abbau wiederum wertvoller Lebensraum zerstört wird. In Gärten wie auch Wäldern sind Totholzhaufen wahre Hotspots für Insekten!

Das Konsum- und Freizeitverhalten ökologisieren: Weniger, dafür höherwertige Produkte kaufen und versuchen, das Auto immer wieder mal stehen zu lassen. Auf Müllvermeidung setzen, Müll trennen und den Anteil der tierischen Produkte in der Ernährung reduzieren (ein Hauptverursacher des Biodiversitätsverlustes) – auf Bio- und Ökosiegel achten.

Die Landwirtschaft als Hauptprofiteur von den Systemleistungen der Insekten muss den Einsatz von Pestiziden reduzieren. Blühstreifen müssen angelegt, Beikräuter akzeptiert und die Mäharbeiten insektenfreundlich gestaltet werden.
Städte und Gemeinden können die Pflege ihrer Grünräume ebenfalls ohne Einsatz von Gift bewältigen und bei der Pflanzenwahl dafür sorgen, dass nicht nur im Frühjahr die schönste Blütenpracht herrscht, sondern das ganze Jahr über ein

Angebot für Insekten vorhanden ist.
Die Politik kann auf allen Ebenen die Rahmenbedingungen für die Ökologisierung unserer Lebens- und Wirtschaftsweise sorgen: Sei es durch Verbote von Fehlentwicklungen oder durch Förderanreize.

Jede/r Bürger:in, jedes Unternehmen und jede Institution kann durch Umweltschutzmaßnahmen weiters dazu beitragen, den Artenrückgang (nicht nur bei den Insekten) zu stoppen und den Klimawandel zu verlangsamen!

naturbeobachtung.at-App

Weitere Infos zur App gibt es hier.

Hinweis

Trotz größter Sorgfalt können Fehler passieren –
wir stellen hiermit keinen Anspruch auf vollständige Richtigkeit
aller hier wiedergegebenen Informationen.

Vielen Dank für Ihr Interesse,

Ihr KLAR!-Manager des Zukunftsraum Thayaland,
Martin Schrammel, MA BSc.